Dschungelklima

Veröffentlicht am 19.11.2003

Nach dem Frühstück verabschieden wir Mario und ich beziehe sein Zimmer, denn Tomás soll ja auch bald ankommen.
Heute früh ist es etwas kühl (25°C) und ich mache einen Spaziergang in den Urwald der sich gleich hinter dem Dorf an die kleinen Maisfelder der Familien anschließt. Sobald die Sonne durch den Dunst bricht sorgt sie aber schon bald wieder für mindestens 30°C.

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Zeugen der jüngeren Geschichte des Dorfes

Veröffentlicht am 18.11.2003

Nach dem Frühstück kommt Teodoro mit seiner Familie im Ashaninkagewand und Gesichtsbemalung. Mario macht für einen Kalender Fotos von ihnen. Teodoro genießt es.
Ich mache einen Spaziergang zu dem etwa 1km entfernten Teil des Dorfes, wo vor dem Überfall des Sendero Luminoso das gesamte Dorf stand. Die Ruine des ehemaligen Missionshauses mit Kirche ist noch zu sehen und jetzt völlig überwachsen. Obwohl der Ort strategisch ungünstig liegt haben sich hier wieder einige Familien angesiedelt. Die gegenüberliegende Schule wurde damals durch 5 Handgranaten teilweise zerstört. Jetzt ist sie wieder aufgebaut und notdürftig eingerichtet. Nebenan steht ein Holzhäuschen wo die Vorschulkinder stundenweise spielen, betreut und unterrichtet werden.

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Erste Bekanntschaft mit dem Klima

Veröffentlicht am 17.11.2003

Heute war es so warm, daß ich den ganzen Tag nichts machen konnte ohne gleich klitschnass zu sein. Sogar beim „nur sitzen“ schwitzt man durch. Nach einem guten Frühstück (Spiegelei, Brötchen, gebratene Bananen) wird hier immer erst am sehr späten Nachmittag wieder etwas gegessen.

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Erster Tag in Cheni

Veröffentlicht am 16.11.2003

Um 5:30 bin ich von allein aufgewacht. Alle anderen sind auch schon wach. Die Sonne ist schon mit ihrer ganzen Kraft da. Einige Jungens machen mit ihren Macheten einen etwa ein Meter breiten Streifen gegenüber dem Missionshaus für Zierpflanzungen bereit.
Am Funkgerät wird mit anderen Dörfern der Ashaninka gesprochen.
Um 8:00 wird auf der Terasse des Hauses eine Messe gefeiert. Etwa 20 Erwachsene und 70 Kinder sind da. Ich werde vorgestellt.
Teodoro macht mit mir einen Rundgang durch das Dorf und stellt mich verschiedenen Familien vor. Überall muß ich wenigstens einen kleinen Schluck Bananensaft oder ein leicht gegorenes rosa Getränk namens Masato, gereicht in einer Kokosnußschale zu mir nehmen. Ich will lieber nicht wissen wie das Zeug hergestellt wird obwohl es sehr gut schmeckt. Teodoro schenkt mir eine Kette aus Samenkörnern und Affenzähnen. Dazu bekomme ich eine rote Gesichtsbemalung.

Ein Alter trocknet für meine Pfeife ein paar Blätter über dem Feuer und kichert dabei. Ich will mal hoffen daß die Blätter nicht von einem der hier ganz vereinzelt stehenden Kokasträucher stammen. Teodoro ist ganz närrisch auf meine Tabakspfeife. Er will immer wieder daran ziehen und zeigt mir dann wie er als Zauberer den Regen vertreibt indem er den Rauch in alle vier Himmelsrichtungen bläst.
Ich konnte zusehen wie die Frauen kochen. Es war genau so wie ich es schon in einem Dokumentarfilm zu Hause gesehen habe. Sie kauen irgendwelche Wurzeln und Pflanzenteile, spucken es in den Topf und rühren während des Kochens um. Immer wieder.
Ich hab dann noch allein einen Spaziergang durch das Dorf gemacht. Die Leute sind sehr freundlich, bitten mich herein, zeigen mir ihre Sachen und wollen manchmal auch was verkaufen. Aber ich erkläre ihnen daß ich dazu noch viel Zeit habe da ich länger hier sein werde.
Olga, die Frau von Matias ist so etwas wie die Haushälterin im Haus von Tomás. Sie kocht sehr gut. Ihre Enkelin Patricia hilft ihr dabei und soll offensichtlich in diesen Job eingeführt werden den Olga jetzt schon viele Jahre macht.
Während die Jungs auf der großen Dorfwiese Fußball spielen steht es zwischen Peru und Brasilien 1:1, wie über das kleine Kurzwellenradio zu hören ist.
Am Abend treffen sich noch einige der Dorfältesten mit Mariano. Sie wollen mit ihm über ein Angebot einer Firma reden, die ihnen die Elektrifizierung des Dorfes anbietet, im Gegenzug aber Land und Holzeinschlag erwartet. Die Leute sind dagegen. Sie werden von Mariano in ihrer Haltung bestärkt.

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Ab in den Dschungel

Veröffentlicht am 15.11.2003

Um 6:00 aufstehen. Alles in einem Taxi verpacken. Dann gemeinsames Frühstück bei „Yoli“ und los! Nach 2 Stunden Fahrt im robusten Toyota über unasphaltierte staubige Dschungelstraßen kommen wir um 10:00 in Puerto Ocopa an. Wir halten bei einem Fuhrbetrieb mit kleinem Straßencafe. Es ist ein offenes Holzhaus, mit Blättern und Blech gedeckt. Ein Bier geht herum.

Puerto OcopaPuerto Ocopa

Pontonfähre in Puerto OcopaPontonfähre in Puerto Ocopa

Über den Rio Perene geht es diesmal auch mit Fähre aber nicht ganz so provisorisch wie in La Merced.
Nach 5km Fahrt kommen wir an einer anderen Uferstelle des Perene an. Ein kleines motorisiertes Kanu der Communidad wartet auf uns. Es wird gesteuert von Marcelino. Zu meiner Verwunderung ist auch ein Gewehr mit an Bord.
Bald sind wir an der Flußgabelung von Rio Perene, Rio Ene und Rio Tambo. Wir biegen in den Rio Tambo ein, der hier etwa 100m breit ist. Nach einer halben Stunde streikt der Motor.Wir legen erstmal am Ufer an um ihn zu reparieren. Nach einer viertel Stunde kann es weitergehen. Vorn an der Spitze des Bootes sitzt Rufino und zeigt an ob Strudel, Stromschnellen oder herumtreibenden Ästen auszuweichen ist. Ich zünde mir ein Pfeifchen an und während wir den Fluß entlangtuckern und von hunderten Schmetterlingen in allen Farben umtaumelt werden komme ich mir wie auf einem Luxusdampfer vor. Dazu die herrliche Landschaft.
Nach etwa vier Stunden kommen wir an bei der Comunidad Ashaninka von San Antonio de Cheni. Am Ufer steht Matias mit einem Minitraktor mit Hänger bereit, um unser Gepäck und die mitgebrachte Ware bis ins Dorf zu transportieren.

Etwa 10 Ashaninkakinder begleiten uns. Bis Tomás ankommt bekomme ich sein Zimmer zugewiesen. Mariano präsentiert uns erstmal einen Scotch und zeigt uns das kleine aber praktisch eingerichtete Haus. Es steht ebenerdig, hat leichte Wände mit großen Fenstern, welche nur mit engmaschiger Gaze bespannt sind. Das Dach besteht aus Wellblech. Innen findet sich eine Küche, ein Vorratsraum, zwei Duschen/Toiletten, das Zimmer von Tomás, zwei weitere Zimmer und eine winzige Kapelle mit Tabernakel. Der große Raum gleich hinter der Eingangstür aus Gaze dient sowohl als Versammlungsraum wie auch als Ort für die Mahlzeiten. Hier steht auch das Funkgerät. Es wird von einer Solaranlage betrieben. Diese sorgt auch im begrenzten Umfang für das Licht oder den Betrieb des Fernsehers. TV- Programme sind hier zwar keine zu empfangen, aber Pedro sorgt bei seinen Besuchen immer für einen Vorrat an Spielfilm DVDs. Im gesamten Dorf sieht es sehr gepflegt aus. Der 8m breite Hauptweg des Dorfes, wie auch die Nebenwege, besteht aus kurzgeschnittenem Rasen. Die Grenze zu den Häusern der einzelnen Familien bildet ein Zaun aus in einer Linie in die Erde gesteckter Zierpflanzenstecklinge, welche immer wieder kurz geschnitten und so immer dichter werden. Vor der Tür des Missionshauses in Richtung des kleinen Flusses, der aus den Bergen kommt und sich in den Rio Tambo ergießt, erstreckt sich ein kleines Maisfeld, an dessen Rändern Bananenstauden, Sträucher und Papayabäume gepflanzt wurden. Die Kinder interessieren sich kichernd für uns Neuankömmlinge.

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Die Menschen in Satipo

Veröffentlicht am 14.11.2003

Trotz dem nächtlichen Lärm auf der Straße habe ich gut geschlafen.
Noch vor dem Frühstück fahren wir zum Gelände eines Holzplatzes, wo Mariano ein kleines Motorboot abstellen kann, was er für die Reisen auf den Flüssen organisiert hat.
Ein Mann Namens Loefler wird mir vorgestellt, der deutsche Großeltern hat aber außer „Auf Wiedersehen“ kein deutsch kann.
Heute Morgen ist es schon wieder sehr warm. Es fängt an ganz leise zu regnen.
Morgen werden wir mit dem Auto nach Puerto Ocopa fahren und von dort mit dem Boot nach Cheni.
Im Cafe „Yoli“ gleich neben dem Hotel treffen meine Begleiter viele Bekannte und tauschen Neuigkeiten aus. Die Front zur Straße ist offen und ich kann bei einem Cerveza die Leute beobachten. Das Treiben auf der Straße scheint nur auf den ersten Blick etwas hektisch. Die Menschen machen einen sehr ausgeglichenen Eindruck. Vielleicht liegt es aber auch an der Hitze, daß ich niemanden ärgerlich oder aggressiv antreffe. Die Kinder die vorbeikommen schauen mich mit großen Augen an, denn einen richtig Weißen sieht man hier selten. Satipo ist eine Stadt mit Menschen der verschiedensten Herkunft. Ashaninka-Indios sind die Ureinwohner des Gebietes. Durch den Kaffeeanbau und die Holzindustrie sind aber auch sehr viele Siedler (Colonos) hierhergekommen.
Zwei ältere Herren, die mich als Bekannten von Mariano erkennen, setzen sich zu mir. Der eine war mal in Berlin und will mit mir über Deutschland und Bier reden. Das gelingt nicht ganz und wir wandeln das Gespräch in einen kleinen Spanisch-Kurs für mich um.
Der Kaffe hier ist herrlich kräftig. Wir sind ja auch mitten im Kaffeeanbaugebiet. Es wird ein Konzentrat, das wie Maggi aussieht, gebraut und nach Bedarf mit Wasser gestreckt. Eine Tasse kostet hier 1,50 Soles. Das sind etwa 42 Cent.

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Über die Anden nach Satipo

Veröffentlicht am 13.11.2003

3:00 Aufstehen! Um 4:00 werde ich mit dem Auto abgeholt und zu Padre Mariano Gagnon gebracht. Er war in den 80er Jahren zusammen mit Tomás in der Mission Cutivireni am Rio Ene. Zu viert treten wir die Reise an. Außer Marianos Assistenten Pedro, der uns fährt, ist noch ein junger Kaplan aus Lima mit dabei, der Cheni für ein paar Tage besuchen will. Tomás wird später folgen, da er noch einige Dinge zu organisieren hat.
Wir fahren aus Lima heraus in Richtung Osten. Kaum sind wir in Chosice, dem ersten Vorort von Lima, müssen wir den Kühlschlauch reparieren und Wasser nachfüllen. Wir sind schon 60km weit in den Bergen drin, da müssen wir umkehren, denn die Reparatur hält nicht. Weiterzufahren wäre äußerst riskant. Und so drehen wir um, packen unsere Sachen in den neuen Renault der Pfarrei und fahren 9:00 wieder los.
Wir fahren auf der „Ruta 20 Lima-Tarma“ und passieren Chosica, San Mateo, Chicla, den Abra Anticona auf 4818m, passieren die Minenstadt La Oroya und rasten zum Essen in Tarma. Dies ist eine nette kleine Stadt, die nach der Kargheit der Andenberge wieder etwas Gemütlichkeit ausstrahlt. Weiter geht es: Matara, Antalcoma, Acobamba, Vilcabamba, Buenos Aires, Santa Fe, Viñopampa, Palca – dabei wird es immer grüner und wärmer – Carpapata – Serpentinen und Schluchten – Matichacra, , San Francisco, San Ramon.

Am Abra AnticonaAm Abra AnticonaHier sind wir bereits bis auf 850m herab gekommen. 10km weiter, in La Merced ist die Brücke über den Chanchamayo kaputt. Einige Boote wurden zusammengebunden, Bretter darübergelegt und die Fahrzeuge, darunter auch LKW's, können auf abenteuerliche Weise übersetzen. Mariano wies uns an, bei der Überfahrt die Fenster des Autos zu öffnen, damit man zur Not hinausschwimmen kann.Dann kommen wir schon bald in tiefer gelegenes Land um Santa Ana. Hier gibt es schon die ersten Ashaninkadörfer – Puerto Yonrinaki, Ashaninka, Villa Maria, Villa Kapiri, Rio Negro und kommen endlich in Satipo an.

Departemento JuninDepartemento Junin

Hier werden wir erstmal bleiben um die Weiterfahrt zu organisieren. Um die Ecke ist ein Internetcafe und ich kann gleich meine frischen Eindrücke nach Hause übermitteln. In einem kleinen Cafe trinke ich ein Bier und freue mich mit den Leuten über den Sieg einer peruanischen Fußballmannschaft. Nun sitze ich auf dem Balkon des „Hostal Palermo“ und sehe hinab auf das auch zu dieser späten Stunde noch lärmende Treiben der kleinen 15 000 Einwohner zählenden Stadt am Rande des Dschungels. Man sieht hier fast keine Autos, dafür aber unzählige dieser dreirädrigen Motocarros.
Es scheint so, daß auch die einfachen Leute nicht zu Hause zu Abend essen sondern gemeinsam an den gegen Abend überall aufgebauten Ständen an der Straße.
Es sind jetzt um 20:00 Uhr immer noch um die 30°C.

Plaza in SatipoPlaza in Satipo

SatipoSatipo

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Die 10-Millionen Stadt Lima

Veröffentlicht am 12.11.2003

Ausschlafen!!!
Am Vormittag Spaziergang mit Tomás durch Lima. Wir gehen aus dem Stadtteil Rimac heraus und über den spärlich Wasser führenden Fluß Rimac über eine von fliegenden Händlern voll besetzte Brücke. Gleich dahinter beginnt das historische Zentrum von Lima. Dort unterscheiden sich die Boulevards kaum von denen europäischer Großstädte. Einzig die vor jedem einigermaßen wichtigen staatlichen oder privaten Haus postierten, gut bewaffneten, mit kugelsicherer Weste geschützten Wachleute erinnern den Besucher daran, daß Peru noch lange kein sicheres Land ist.
Die ein wenig abseits liegenden Straßen, welche zur Kolonialzeit prächtig aussahen sind jetzt sehr heruntergekommen.
Während des Bürgerkrieges in den 80er und 90er Jahren kamen Millionen Menschen aus den ländlichen Regionen und aus den Anden in die Stadt. Auf einer Längenausdehnung von über 100km ist sie heute mit mehr als 10 Millionen Einwohnern hoffnungslos übervölkert.
An den Hängen der kahlen steinigen Berge, die Lima umgeben siedeln Hunderttausende in elenden Hütten ohne Baugenehmigung, Strom, Straßen, Wasser und damit oftmals ohne Rechte.

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Am Tisch des Provinzials

Veröffentlicht am 11.11.2003

Nach dem Frühstück macht Tomás mit mir einen Rundgang durch den Konvent und die daran angeschlossenen Einrichtungen und stellt mich bei dieser Gelegenheit auch dem Provinzial vor.
Mittagessen zum ersten Mal mit dem ganzen Konvent (Mönche, Postulanten, z.Z. Anwesende Missionare). Severino stellt mich dem Konvent vor und ich darf am Tisch des Provinzials Platz nehmen.
Tomás erzählt allen die sich dafür interessieren begeistertvon der Lebensform unserer Franziskusgemeinschaft in Leutwitz und Pinkafeld. Sehr schmeichelhaft stellt er es als beispielhaft für den Orden in Peru dar.
Den ganzen Nachmittag erzählt mir Tomás von seiner Arbeit im Dschungel bei den Ashaninkas, von den Schwierigkeiten mit einem Mitbruder welcher in der Missionsarbeit eher einen Weg der alten Schule geht.
Tomás ist überzeugt davon, dass es keinen Sinn macht Projekte für die Nativos über ihre Köpfe hinweg zu organisieren. Er will ihnen dabei helfen ihr Leben selbst zu bestimmen. Er sagt, dass er Probleme damit hat wie manche Missionare das gespendete Geld einsetzen.

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