Geschäfte in Satipo

Veröffentlicht am 16.12.2003

Nach dem Frühstück im Cafe „Yoli“ gibt mir Tomás eine alte Spiegelreflexkamera. In Cheni wollen wir sie zusammen ausprobieren.Regen in Satipo, und es gibt nirgendwo Pfeifentabak. Mittags wieder zu Yoli. Tomás sitzt dort mit Bekannten. Gegenüber befindet sich die Banco Credito BCP. Davor stehen immer 2 Polizisten mit schußsicheren Westen, die sich sehr wichtig gebärden und jedes Fahrzeug wegpfeifen, das vor der Bank und gegenüber stehenbleiben will. Sogar Fußgänger dürfen nicht stehenbleiben.
In der Franziskanermission in Satipo sind außer Pater Mario noch zwei Brüder. Tomás hat hier ein Zimmer. Darunter ist das Büro/Lager von Mariano. Ich habe daneben ein Gästezimmer. Im Innenhof des Komplexes steht ein riesiger Mangobaum.
Der Markt von Satipo ist ein verrückter Mix aus überdachter Markthalle (es regnet trotzdem überall rein) und ringsherum angebauter oder angelehnter Wellblech- oder Bretterhütten als Verkaufsstände. Ich werde überall angeguckt als wäre ich ein Känguru. Tomás fragt, ob es in Deutschland Ausschneidebastelbögen für Häuser gibt. Das macht er so gerne an Regentagen.
Mittags Emailaustausch mit Zuhause. Am Nachmittag mit Tomás und Mario rausgefahren um Arbeiten für ein neues Projekt von Mario zu besichtigen. Auf dem Gelände und im Gebäude einer Trockenhalle einer stillgelegten Tabakfabrik soll ein Retraitenzentrum entstehen. Malerische Lage, grüne Hänge, ruhig. Bestens geeignet zur Erholung. „Casa de Retiro EMAUS Alto Portillo“ kurz hinter Rio Negro Richtung La Merced.
Kaffe bei Yoli. Ab Nachmittag kein Regen.
Gespräch mit Tomás über die Gegner seines Weges innerhalb des Ordens und der politischen Nativoorganisationen. Tomás sagt, Cheni und die Leute von Cheni sprächen für sich. Cheni sei ein Beispiel für Nachhaltigkeit in der Region.
Mariano und Pedro sind nach Cutivireni geflogen.

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Wieder in Satipo

Veröffentlicht am 15.12.2003

Regen und nur 19°C! Wir wollen noch warten ob wir heute wirklich nach Satipo fahren wollen. Dann gehen wir aber doch im Regen zum Fluß um auf ein Boot aus Atalaya zu warten. Abfahrt um 10:15 Uhr im starken Regen. In Puerto Ocopa wartet schon Elliot, unser Taxifahrer. In zweieinhalb Stunden rumpelt er uns mit seinem robusten Toyota über die schmierigen Pisten nach Satipo.

Kirche und Schule von Satipo (Foto: Henry Gines)

Angekommen! Erstmal 'nen Kaffe und 'ne Zigarette. Wir genießen in Stille. Diesmal sind wir bei den Franziskanern untergebracht. Sie leiten hier die Pfarrei und die Schule von Satipo. Ihr Prior ist Mario Brown, ein sympatischer Amerikaner. Ich bemerke, daß es irgendwelche Differenzen zwischen Mariano und den Franziskanern gibt. Denn Mariano und Pedro übernachten zu meiner Überraschung nicht bei den Franziskanern sondern in einem Nebenraum des Zwischenlagers der Mission. Mariano hat schlechte Laune. Er weiß noch nicht, was er zu Weihnachten machen will. Tomás hofft, daß er nicht mit nach Cheni zurückkommen wird.
Im einzigen Internetcafe kann ich meine Kontakte nach Hause tätigen. In Satipo gibt es das gewohnte abendliche Treiben. Die verschiedensten Leute leben hier. Neben Ashaninkas sind es in der Mehrzahl Siedler aus den verschiedensten Regionen.
Am Abend sind wir zum Reden und Fernsehen bei Mario Brown eingeladen.

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Sonntag am Fluß

Veröffentlicht am 14.12.2003

8:00 Uhr Messe. Kein Regen! Die Jungs pflegen voller Eifer die Baumscheiben. Wenn es das Wetter zuläßt fahren wir morgen bis Freitag nach Satipo.
Nach der Messe großes Dorfgemeinschaftsfischfangen. Diesmal am unteren Ende unseres Rio Cheni. Die Männer tragen Steine zu Stauwänden zusammen. Diese werden von Frauen mit Bananenblättern abgedichtet. Etwa 100m oberhalb wird ein Seitenarm des Flusses durch einen weiteren Damm stillgelegt. Das nun entstandene stille Gewässer haben sie scheinbar wieder mit dem Wurzelgift versetzt. Jedenfalls sind die Fische sehr träge und können mit der Hand gefangen werden. Nach den sehr begehrten Welsen muß der schlammige Flußboden abgetastet werden. Die Frauen sind dabei sehr geschickt. Überhaupt habe ich den Eindruck, daß die ganze Aktion von den Frauen geleitet wird. Es wird viel gelacht.

Die Jungs brennen darauf, mir ihre kühnen Schwimmkünste zu zeigen. Dazu führen sie mich nach weiter oben, wo das Wasser noch wilder ist. Sie reiten auf Ästen durch die Stromschnellen.

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Zigaretten und Kaffe alle!

Veröffentlicht am 13.12.2003

Wir haben keine Zigaretten mehr und halten es ganz tapfer aus. Nachdem mein Vorrat an Pfeifentabak zu Ende war hatte ich nämlich einen Rückfall in Zigarettenraucherzeiten erlebt. Vielleicht kommt heute eine Lieferung mit dem Boot mit.
Tomás erzählt wieder von krummen Dingen von Ordensleuten und Priestern, welche Spendengelder mißbräuchlich einsetzen. Wenn ich ihm glauben kann sind die Mehrheit dieser Leute Schlitzohren, die auf Kosten der Nativos für ihr eigenes Wohl arbeiten.
Am Nachmittag wieder Regen. Die Zigarettenlieferung kam nicht. Der Kaffee geht auch zur Neige. Tomás macht manchmal vom Kaffe schon einen zweiten Aufguß.

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Dorfpolitik

Veröffentlicht am 12.12.2003

Der übliche Regen, schon in der Nacht. Tomás sagt, die Sache mit dem Wechsel in der Schule ist ein ganz wichtiger Punkt in der Geschichte und Entwicklung von Cheni. Eines der Projekte in der neuen Schule soll sein, daß die Kinder in einer Malaktion die Eindrücke aus der Zeit der Bedrohung durch die Terroristen verarbeiten.
Die Ashaninka-Gemeinschaften haben ein Statut. Dies besagt auch, welche Gründe gültig sind, wenn jemand in eine Dorfgemeinschaft zuziehen will. Nach einer zweijährigen Prüfung wird über die Aufnahme entschieden. Trotzdem kommt es immer wieder, wie bei allen menschlichen Gemeinschaften , auch hier vor, daß Einige nicht integrierbar sind. Sie haben dann die Möglichkeit, unter dem Schutz der Gemeinschaft außerhalb autark zu leben.
José repariert unser Dach. Es tropft an zwei Stellen.
Heute sollten für ein paar Tage Gäste aus Mazamari kommen. Sie waren aber nicht im Boot.

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Regen...

Veröffentlicht am 11.12.2003

Es wird kaum hell. Mariano und Pedro sind noch immer in Satipo hören wir über Funk. Mariano fragt, ob wir übermorgen seinen Hund Tacha mitbringen können. Tomás verdreht die Augen und fragt, ob es nichts Wichtigeres gäbe.
Victor, ein junger Mann, kommt und bespricht mit Tomás die Pflanzung von Kakao hinter dem Missionshaus.
Nachdem sich kurz nach Mittag der dichte Nebel verzogen hatte, sah man in der nun klaren Luft mit bloßem Auge viele neue Wasserfälle von den etwa 20km entfernten Bergen stürzen. 
Tomás erzählt wieder viel. Ich merke, wie wichtig es ihm ist, daß ich ihm Gesellschaft leiste, obwohl ich wahrscheinlich nur 60% richtig verstehe und es für mich sehr anstrengend ist.
Am Abend hat er mit Marcellino eine Besprechung zu den anstehenden Veränderungen in der Schule.

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Photo: Taken from SATIPO.COM. Image © Henry Gines

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Früchte der Arbeit

Veröffentlicht am 10.12.2003

Früh waren viele Leute da. Es wird aufgeregt über Funk kommuniziert. Es geht um Arbeiten, die Leute von außerhalb hier machen, mit denen die Leute von Cheni nicht ganz einverstanden sind. Tomás freut sich, daß sie die Klärung selbst in die Hand nehmen und nicht ihn bitten es zun tun. Eines Tages wäre es bei der absehbaren Entwicklung des Dorfes ohnehin für ihn nicht mehr möglich, alles zu kontrollieren und zu regeln. Die Unabhängigkeit und Selbständigkeit wächst. Tomás ist froh darüber und sieht darin die Früchte seiner Arbeit.
Im Gegensatz zu Mariano, der die Regenzeit als nutzlose oder verlorene Zeit sieht weil man nichts tun kann, ist es für Tomás die beste und wichtigste Zeit um MIT den Leuten Pläne zu machen und zu besprechen was im kommenden Jahr in Angriff genommen werden soll.
Tomás erzählt, daß sie ganz streng sind und keine Nicht-Ashaninkas in der communidad wohnen lassen. Auch wenn ein Dorfmitglied jemanden von außerhalb heiratet muß es wegziehen. Die Gefahr ist zu groß, daß dadurch das Eindringen der Siedler zunimmt.

Das Land der Indios ist bei den Siedlern sehr begehrt. Deshalb wollen die Indios zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch keine Straßenanbindung. Sie achten auch darauf, daß zwischen den Grenzen der verschiedenen Ashaninka-communidades keine Zwischenräume bleiben, in denen sich Siedler festsetzen könnten.

Nach der gestrigen hohen Luftfeuchtigkeit ist der Regen heute eine echte Erlösung. Es sind nur 23°C.
Tomás will mit mir in den letzten zwei Januarwochen eine Perurundreise machen. Ich soll ihm sagen was ich sehen möchte. Auf jeden Fall will er mir Ayacucho, die Halbinsel Paracas und Huarez oder Trujillo zeigen.
Funktionen in der communidad:
1. Presidente
2.Vicepresidente
3. Jefe de ronderos (Vorsteher der Wachen)
4. Agente de municipal (Gemeindevertreter)

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Marcelino Presidente!

Veröffentlicht am 09.12.2003

Heute früh mähten die Männer das Gelände um die Baustelle Med-Punkt. Dabei wurde Julio von einer sehr giftigen Schlange gebissen. Zum Glück hatte Tomás Medizin parat. Bei der Gelegenheit erzählte er mir Geschichten über Schlangenbisse, Piranja-Attacken, Bootsunglücken usw. Abends kam er spät von einer Besprechung bei den Ältesten zurück. Die Leute haben den Lehrer (ein Mestize, der aus La Merced geschickt wurde) als Präsidenten der Schule abgewählt und Marcellino als Präsidenten gewählt. Für Tomás ist das ein gutes Zeichen für gewachsenes Selbstvertrauen. Marcellino will schrittweise viel verändern, die Schule ins Nuevo Pueblo holen und 2 Häuser für gute Lehrer bauen. Er fragte Tomás ob das möglich ist. Tomás will helfen.

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Unglaubliche Geschichten

Veröffentlicht am 08.12.2003

Marienfeiertag „Imaculada“ (Unbefleckte Empfängnis). 8:00 Hl. Messe.
Mariano und Pedro sind vormittags mit einem Boot , welches von Atalaya kam nach Satipo abgereist. Wir sehen sie wieder, wenn ich mit Tomás nächsten Montag nach Satipo komme. Ich holen heute mit den Männern vom Strand Sand für den Beton des Gemeinschaftshauses. Bei der Arbeit gibts viel Spaß.
Tomás lädt mich zu einem Imbiß ein und erzählt mir 3 Stunden lang von seiner Arbeit und den Schwierigkeiten mit Mariano. Er scheint froh zu sein, daß Mariano jetzt weg ist. Am Abend erzählt er mir noch mehr. Es ist unglaublich, was er für Geschichten zu erzählen hat;
-Geld, das gespendet wurde, aber nie bei ihm ankam
-Intrigen von anderen Priestern
-geschäftliche Machenschaften von Mariano
-Das Buch, das Mariano geschrieben hat („Warriors in eden“) ist zum größten Teil die Geschichte von Tomás in der Zeit seines Wirkens in Cutivireni. Er war in der fraglichen Zeit kaum dort, hat sich von den Nativos nachher alles erzählen lassen. Tomás kommt aber nur kurz im Vorwort vor.

Die Luftfeuchtigkeit ist unglaublich hoch. Meine Wildlederweste hat einen feinen Schimmelüberzug bekommen. Auch mein Reisepaß, den ich am Tag meiner Ankunft auf den Schrank gelegt und seitdem nicht wieder angesehen habe, ist mit Schimmel geziert.
Tomás sagt: In einer halben Stunde kann man alles sehen, was es in Cheni gibt. Das ist für die meisten Leute unattraktiv. Das Wichtigste aber, und das sehen die Kurzbesucher nicht, sind die Menschen hier. Sie beginnen damit, selbst aktiv zu werdenund zu begreifen, was für eine Verbesserung ihres Lebens wichtig ist.
Zweimal 3 Stunden Tomás zuhören (alles auf englisch) war sehr, sehr anstrengend für mich. Aber es war auch der bisher wichtigste Tag hier.

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