Weihnachtsvorbereitungen

Veröffentlicht am 22.12.2003

Am 20.12.2001 kamen die vor den Terroristen geflüchteten Ashaninka aus Tango Cheri hier an, am 22.12.2001 die von Cutivireni. Diese beiden Ereignisse, welche den Neuanfang in Cheni bedeuten, werden seither jedes Jahr am 25.12. gefeiert. Am Weihnachtsnachmittag soll für alle ein Filmnachmittag sein, wurde gerade beschlossen. Ich bin gespannt, wie die vielen Leute sich um den Fernseher scharen werden. Zwischen dem Missionshaus und den Fundamenten für die zukünftige Kirche ist ein etwa halber Hektar großer Platz, der jetzt gereinigt wird, um kurzfristig als Weide für die Kühe zu dienen. Sergios Tochter wird mit dem Traktor in einer einfach gezimmerten Kiste nach außerhalb des Dorfes zur Beerdigung gebracht. Ich bitte darum mitfahren zu dürfen und die Leute respektieren verwundert meine Anteilnahme. Die Beerdigung selbst ist reine Handwerksarbeit ohne jede Feier, nur eine kurze Stille am Grab.

Ich helfe einigen großen und kleinen Jungs beim Aufbau einer einfachen Weihnachtskrippe. Tomás bastelt aus Balsaholz, welches er in Satipo gekauft hat, Modelle von den geplanten neuen Häusern der Dorfgemeinschaft. Roberto, einer von den Ältesten, kommt dazu, ist begeistert und lacht sich dabei bald krank. Bei so etwas sind die Männer wie kleine Kinder. Hier noch mehr als bei uns. Tomás erklärt mir nebenbei, warum zur Zeit so viele Schlangen im Dorf sind. Durch den vielen Regen ist sowohl das Wasser des Rio Tambo als auch das des Rio Cheni, der aus den Bergen kommt, angestiegen. Die Schlangen müssen von den Ufern ausweichen und kommen so zuerst in das Dorf. Später finden sie andere Verstecke. Aber diese Übergangszeit ist jedes Jahr erst einmal zu überstehen. Wer eine Schlange sieht tötet sie sofort. Tut er es nicht, ist der hinter ihm gehende sofort in großer Gefahr. Diese Regel lernen schon die kleinen Kinder auf dem alltäglichen Weg in die Schule.