Heiligabend

Veröffentlicht am 24.12.2003

Regen. Die Männer verpflegen die Kälber. Dann fangen sie mit einem Lasso eine Mutterkuh, um ihre Verletzung zu behandeln. Sie haben enormen Respekt vor den großen Tieren. Die Neuen im Dorf haben noch nie ein Rind gesehen. Das Schwierige ist, das Lasso wieder zu lösen. Sie trauen sich nicht an die Kuh heran. Mit langen Stöcken gelingt es schließlich, die Kuh wieder vom Lasso zu befreien.
Mittag. Überall in der sogenannten christlichen Welt wird jetzt große Hektik sein. Hier ist jetzt großer Frieden, Stille. Ich versuche, mental mit dem kleinen Plastikweihnachtsbaum klarzukommen, den Mariano angeschleppt hat. Die bunten Kugeln haben schon einige Kolibris angelockt, die enttäuscht wieder abschwirren.
16:00 Uhr beginnt der Filmnachmittag. Tomás schiebt die DVD „Camillo blanco“ ein. Es ist ein Film über einen weißen Jungen in Nordamerika, der sich mit seinem Hund Camillo verirrt hat und bei den Indianern aufgenommen wird. Das ganze Dorf amüsiert sich köstlich dichtgedrängt vor dem Fernsehgerät.
Am Abend gibt es eine Überraschung für Tomás. Mariano hat ihm eine Spielzeugeisenbahn geschenkt. Er freut sich wie ein kleiner Junge und ist nicht mehr sauer, daß Mariano über Weihnachten in Cheni ist.