Taufpate in den Bergen

Veröffentlicht am 18.12.2003

Tomás bleibt heute in Satipo und organisiert Material und Logistik für die Bauprojekte. Mario lädt mich ein, ihn bei seiner Pastoralreise in zwei Indiodörfer in den Bergen zu begleiten. Wir holen unterwegs noch zwei einheimische Pastoralreferenten ab und fahren etwa drei Stunden mit einem Geländewagen in südlicher Richtung bis wir das Indiodorf Manzanilla in 4000m Höhe erreichen. Hier ist es nur noch 5°C und ein feiner Nieselregen macht alles klamm. Die Leute hier sind keine Ashaninka. Sie sprechen Quechua, genau wie unsere zwei Begleiter. Besonders die Kinder haben dunkelrote Wangen von der immerwährenden Kälte.
Vor der Messe, die Mario mit den Leuten feiert, bittet mich ein Ehepaar, „Padrecito“ (Taufpate) für ihr 10. Kind zu sein. Die Kleine wird einmal auf den klangvollen Namen YOSVILDA MARITZA HERRERA ROJAS hören. Der Gottesdienst, bei der einer der beiden Helfer predigte, war sehr ergreifend. Die Leute kamen von ihren Kartoffelfeldern und Schaf- und Lamaweiden, so wie sie waren, herbeigelaufen. Der Besuch von Pater Mario viermal im Jahr ist für sie immer ein großes Ereignis. Danach fahren wir nach Santa Rosa de Toldopampa, nur wenige Kilometer unterhalb. Der Empfang ist genauso herzlich und wir kosten einige der leckeren Kartoffeln die sie hier anbauen. Die Leute behaupten halb ernsthaft halb im Scherz, die Kartoffelpflanze hätte genau hier in ihrem Tal ihren Ursprung. Danach geht es wieder drei Stunden zurück auf der mörderischen, unbefestigten Serpentinenpiste, vorbei an Sturzbächen, die sich vom Berg über den Fahrweg ergießen.
Zurück in Satipo muß sich der Körper wieder an fast 30°C gewöhnen. Bei Yoli sitzt zu meiner Überraschung Mariano neben Tomás. Der ist inzwischen mit einem Urwaldflugzeug zurückgebracht worden und hat eine Beule und eine Platzwunde am Kopf. Tomás sagt: „Kein Problem! Aber der Kopf ist nun endgültig leer.“